Am Montag dem 22. Februar 1988 ging die Sonne über Bern um Punkt 18.05 Uhr unter. Es wurde schnell dunkel über der Langen Gasse, die sich im Nordwesten der Stadt quer durchs gleichnamige Quartier bis zum Bremgartenwald erstreckt. Langsam ging der Mond über ihr auf und folgte seinem Lauf. Sie, die teilt und verbindet, sich gerne in vorne und hinten unterteilen lässt, die einem Quartier ihren Namen gibt. Wie heisst es doch schon bei Wilhelm Tell: «Durch diese hohle Gasse muss er kommen.». Doch bevor in unserem Fall die Kinder Spiel und Begegnung in die Länggasse bringen konnten, musste einiges durch inspirierte Menschen aus dem Quartier bewirkt werden.
Es begann in den 60er Jahren...
Ende der 60er Jahre sah man viele Zügelkisten in der hinteren Länggasse. In den ehemaligen Arbeiterhäusern breiteten sich neue Besitzer mit ihren Lebens-konzepten und Ideen aus. Sie suchten Gleichgesinnte und wenn es passte, schlossen sie sich zusammen. Von links bis rechts, von hinten bis vorne war dieser neue Zeitgeist in der Luft, wie im Gespräch mit Irene Meier-de-Spindler und Ursi Liniger schnell klar wird. Zu Beginn der 70er Jahre schlich sich dieser Zeitgeist, der Spielgeist, beim jungen Bern ein. So kam die erste Kinderwerkstatt im grossen Länggassschulhaus zustande. In dieser Zeit entstanden viele Elterngruppen, die ihre Ideen und ihre Begeisterung für das gemeinsame Spielen schnell und direkt umsetzten.1978 entstand, initiiert durch eine Luzernerin, die erste Fasnachtsgruppe. Mit Pauken und Trompeten feierten sie beim Türmlischulhaus. Als sich die Gruppe zum ersten Mal mit ihrem Treiben auf den Bärenplatz wagte, schloss sich ihnen eine Narrengruppe aus Bümpliz an. Der Fasnachts-Virus war nicht mehr zu stoppen und langsam aber stetig schlich er sich in der Bärenstadt ein.
1986 erstellte die Stadtgärtnerei eine Spielplatzanalyse, die später im Länggasstreff präsentiert wurde. Die Ergebnisse waren den Anwesenden bereits im Vorfeld klar. Um die Länggasse war es betreffend Spielplatz-Freiraum schlecht bestellt. Ein neues Netzwerk zwischen Verantwortlichen aus der Kirche und der Gemeinwesenarbeit war daraufhin schnell formiert, waren doch alle Beteiligen durch die Initiativen der Elterngruppen bereits auf das Thema sensibilisiert. 1987 wird auf dem Muesmattschulhausplatz eine Aktionswoche für Gross und Klein durch eine Initiativgruppe aus dem Quartier organisiert und durchgeführt.
Am 22. Februar 1988
1988 stellt das Jugendamt Unterstützung in Aussicht und so geht es Schritt für Schritt auf den Montag 22. Februar 1988 zu, als im Länggasstreff die Vereinsgründung stattfindet. Das erklärte Ziel des Vereins ist es, sich für mehr Freiräume und Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Quartier einzusetzen.1989 startet der Verein Kind, Spiel & Begegnung mit zwei subventionierten Arbeitsstellen zu je 50%. Mit den beiden Profis finden regelmässig Spielnachmittage auf Schulhausplätzen des Quartiers statt. Am Studerstein wird ein Waldstück zum Aktivspielplatz ausgebaut, die Burgergemeinde stellt dieses gratis zur Verfügung. Die Schule stellt zwei grosse Räume im Türmlischulhaus zu Verfügung. Der Geist der Kinderwerkstatt aus den 70er-Jahren wird professionalisiert und lebt bis heute weiter.
Es ist zu hoffen, dass sich der Spielgeist weiterhin ausbreitet und sich über dem gesamten Stadtteil Freiräume erhält oder sogar zurückerobert.
(DOK Jahresbericht 2021)